Von Schamanen, Druiden und Hexen…

Das Wort Schamane stammt aus Sibirien und bedeutet übersetzt in etwa „Der Wissende“. Dieses Wort fand in den vielen Jahrzehnten den Weg in die westliche Welt und meistens werden damit Menschen bezeichnet, die als spirituelle, naturverbundene Führer, aber auch Menschen, die sich der Naturheilkunde und ähnlichem verschrieben haben und dies auch praktizieren. Oft verbindet man leider mit dem Schamanen etwas esoterisches, ja beinahe abgehobenes und vor allem auch unerklärliches. Auch wurde der Begriff leider vielfach missbraucht, indem sich nicht wenige „Gurus“ als Schamanen ausgaben, was so weit ging, dass es längst schon einen Zusammenschluss nord- und mittelamerikanischer echter indigener Medizinmänner und Schamanen gibt, die weltweit besagte Herrschaften überprüfen und ggf. sogar (gerichtlich) zur Rechenschaft ziehen. Bevor man sich also selber als Schamane oder ähnliches bezeichnet und meint, da irgendwelche Lehren oder Praktiken verbreiten zu müssen, sollte man sich besser erst einmal genau informieren. Vor allem dann, wenn man damit Gelder lukriert, denn das genannte indigene Konsortium versteht da wirklich keinen Spaß und das zu recht.

Dennoch muss man sich genauer anschauen, wen man denn überhaupt einmal rein inhaltlich als Schamanen bezeichnen kann; Hier gibt es nämlich einige gleichwertige Bezeichnungen, wie Medizinmann, auch Wicasa Wakan (Lakota für „Heiliger Mann“), oder bei uns der Druide. Wenn man es genau nimmt, müsste man die Hexen auch dazu zählen, wobei die Hexen viel eher „nur“ Heiler waren, die einfach ein exzellentes Fachwissen über Heilkräuter und überhaupt der Naturheilkunde besaßen, was zu ihrer meist Zeit als Hokuspokus gesehen wurde, da es nicht erklärt werden konnte. Medizinmänner, Druiden und andere besaßen zwar auch dieses Wissen, aber sie ergänzten es durch ihre spirituelle Verbindung zur Natur und allem Unsichtbaren, wie Göttern und Naturgeistern. Sehr wahrscheinlich betätigten sie sich aber auch hoch wissenschaftlich, indem sie Sonne, Mond und Sterne beobachteten und daraus viele Schlüsse zogen, die sich bis heute erhalten haben, wie etwa in Aussahtkalendern. Aber all das kann man nicht pauschal unter einem Begriff vereinen, da die Rolle des Schamanen von Volk zu Volk zwar oft ähnlich, aber doch auch recht unterschiedlich war. Ganz anders die Hexen; wenngleich und die Mythen und Sagen um sie auch eine Welt der Magie suggerieren wollen, so waren sie doch sehr irdische Erscheinungen. Hexen waren Meister der Zaubertränke, was im Klartext bedeutet, sie wussten bestens um die Wirkungen von Kräutern und anderen Pflanzen. Sie setzten Tinkturen, Säfte und Auszüge an und die Wirkung dieser gegen alle möglichen Leiden und Gebrechen ist heute großteils sogar belegt; Weißdorn für das Herz, Thymian und Lungenkraut für die Atemwege, Artemisia zur Wundheilung und sogar hoch giftige, in Überdosierung auch sehr tödliche Pflanzen, wie Digitalis (Fingerhut) und Tollkirsche und Alraunen (Wirkstoff Atropin) finden noch heute in der modernen Medizin Verwendung. Letzteres sogar in der Intensiv- und Notfallmedizin bei Reanimationen, wenngleich in diesem Fall die Wirkstoffe synthetisch hergestellt werden und das aus wirklich gutem Grund. Auch oblag vielen Hexen das Bierbrauen sowie die Herstellung von Schnäpsen und anderen Getränken und ihr hoher, spitzer Hut war nichts anderes, als eine Art Reklametafel, denn durch diesen stachen sie auf den Märkten schon von Weitem hervor und mann wusste, dass es dort hinten bei dem spitzen Hut allerlei und in vielerlei Hinsicht wirksames Gebräu zu erstehen gab. Die berühmte „schwarze“ Katze, die sich immer in Gesellschaft der Hexen befand, hatte auch nichts mit dem Teufel zu tun, sondern hatte einen sehr irdischen, Job, streng nach der Hierarchie in der Nahrungskette zu erledigen: Sie hielt Mäuse und Ratten von den kostbaren Rohzutaten, wie etwa der Gerste fern. Ebenso war der Besen viel weniger ein magisches Fluggerät, sondern diente dem Reinhalten der Arbeitsstätte. Dass man eine Hexe auf ihrem Besen fliegen sah, war viel eher das Resultat einer Überdosierung irgend eines Trankes, denn Junkies gab es auch schon im Mittelalter. Man konnte halt damals vieles nicht erklären und man wusste sich nicht anders zu helfen, als die eigenartigen Wirkungen diverser Stoffe auf schwarze Magie und Teufelei, eben die „Hexerei“ zu schieben. Hexen und Heiler, Schamanen, Medizinmänner und Druiden hatten und haben also recht viel gemeinsam und man sieht, dass die Grenzen dazwischen sehr verschwommen sind.

Definitiv floss viel wertvolles Wissen dieser Damen und Herren in viele Bereiche der Gegenwart ein, ohne dass wir es ahnen. Gerade in der modernen Medizin, vor allem bei den Medikamenten, gäbe es vieles nicht, wenn nicht Schamanen, Medizinmänner, Druiden und Hexen gewesen wären. Auch wenn viele moderne Medikamente synthetisch hergestellt werden, was in nicht wenigen Bereichen auch wirklich gerechtfertigt ist, so sind die Wirkstoffe meist schon im Altertum bekannt gewesen. Aber auch himmlische Phänomene, wie etwa auf- und untergehender, zu- und abnehmender Mond haben einen großen und längst nachweisbaren Einfluss auf die Erde, wie z.B. auf Ebbe und Flut. All das wussten die Wissenden aus vergangenen Zeiten. Auch die Wirkung des Himmelsgestirns auf Mensch und Tier wird zwar von der Wissenschaft noch weitgehend verdrängt, aber alle wissen wir, dass der Mond sehr wohl etwas mit uns macht. „Ach ja, es ist Vollmond!“ ist eine gängige Aussage, wenn sich der Großteil des Homo Sapiens einmal wieder im Kollektiv daneben zu benehmen scheint…