Es ist ein sehr polarisierendes und heftig diskutiertes Thema; Die Rückkehr der Wölfe. Aber warum ist es denn so ein verbreitetes Problem, diesem wunderbaren Tier mit dem ihm eigentlich gebührenden Respekt und vor allem angstfrei zu begegnen? Dazu ist zunächst ein kurzer Blick in die Geschichte notwendig:
Wolf, Isegrim, Meister Graubein… Die gnadenlos mordende und fressende Bestie, die auch vor kleinen Kindern nicht Halt macht, ist seit Jahrhunderten fester Bestandteil in Märchen und Sagen, aber auch im Volksglauben und auch das Fabelwesen Werwolf verstärkte noch die Angst vor diesem Tier. Dies führte schließlich dazu, dass der Wolf besonders in Mitteleuropa de facto ausgerottet wurde. Dabei war und ist die Angst vor dem Wolf, zumindest den Menschen betreffend, nahezu unbegründet. Denn auch wenn sich Wölfe immer wieder mal in die Nähe von Häusern, Höfen oder auch Dörfern wagen, so tun sie das nur mit äußerster Vorsicht, denn Wölfe haben vor Menschen eine panische Angst, weshalb sie auch für Wildbiologen oft sehr schwer zu finden sind. Nun, da dieses wunderbare und für das Ökosystem unglaublich wichtige Tier sich Stück für Stück seine Heimat zurückholt, flammt mit dessen Rückkehr auch die großteils völlig unbegründete Angst wieder auf, die nun auch noch durch Politiker auf Wählerfang völlig unsachlich und egoistisch angeheizt wird. Hier ist es vor allem auch das Problem der Wolfsrisse, welches teilweise völlig verständlich zum leidvollen Thema vieler Bauern geworden ist. Dabei wird aber offensichtlich gerne vergessen, dass nicht der Wolf als Solcher das Problem ist, sondern die politisch gelenkte Bürokratie in diesem Land. Denn anstatt alte Gesetze endlich einmal zu novellieren, wird das Problem zugunsten des Wählerstimmenfanges völlig unsachlich ausgeschlachtet, da man weiß, wie polarisierend das Ganze ist. Wird ein Wolfsriss vermutet, so wird ein Heer von Sachverständigen aktiviert, es werden DNA-Proben genommen und eingereicht, was schon einmal alles dauert und erst dann, wenn zweifelsfrei festgestellt wurde, dass es sich tatsächlich um einen Wolfsriss handelt, gibt es eine Entschädigung, die aber niemals den wirklichen Wert des gerissenen Tieres abdeckt. Dabei kostet der Aufwand für DNA-Proben und alles andere dazugehörige Brimborium höchst wahrscheinlich bedeutend mehr, als eine unbürokratische, schnelle und vor allem dem tatsächlichen Wert des Tieres entsprechende Entschädigung. Irgendwie scheint es dann beinahe verständlich, dass die Geschädigten davon die Nase voll haben und nur noch den Abschuss als vermeintliche Lösung sehen. Dabei gäbe es ja erprobte Lösungen!
Bevor wir uns aber den möglichen Lösungen widmen, sollten wir uns einmal einige Zahlen und Fakten anschauen, die von den Befürwortern der Wolfsabschüsse sehr gerne ignoriert und totgeschwiegen werden:
Im Jahr 2022 gab es in Österreich insgesamt 360 Wolfsrisse bei insgesamt 401.000 Weidetieren, die ins Beuteschema des Wolfes fallen. Vor allem Schafe und Ziegen. Diese Zahl von von Schafen und Ziegen verteilt sich auf rund 26.000 einschlägige Bauern. Das wären 15,42 Tiere pro Bauer. Rechnet man das Ganze aus, so betragen die Wolfsrisse gerade einmal 0,089%. Rechnet man als Durchschnittsgewicht 80kg bei einem hochwertigen Schaf, so entspricht der Marktwert lt. Landwirtschaftskammer Kärnten aktuell rund 280 Euro. Über den Daumen gepeilt würden sich also die Entschädigungskosten bei allen Wolfsrissen auf vielleicht 100.000 bis 150.000 Euro, je nach Tierart, im Jahr belaufen. Ein nahezu lachhafter Betrag, wenn man vergleichen würde, dass ein Bundeskanzler das Doppelt im Monat für Eigenwerbung auf Kosten der Steurzahler ausgibt! Selbst wenn man nicht den Kilopreis alleine hernimmt, sondern auch noch den nachhaltigen Mehrwert des (gerissenen) Tieres berücksichtigen würde, so kommt man auch da auf keinerlei Summen, die den Staat auch nur annähernd schädigen würden! Es möge sich nun anhand dieser offiziellen Zahlen jeder seine eigene Meinung bilden; Aber ich getraue mich mal zu sagen, dass das Zahlen sind, die keinen der betroffenen Bauern tatsächlich an den Rande des Ruins treiben würden, wenngleich ich absolut verstehe, dass jeder Wolfsriss wirklich ärgerlich ist! Vor allem dann, wenn man ewig auf die Entschädigung warten muss und diese nicht einmal dem Mehrwert des gerissenen Tieres entspricht. Und natürlich gab es Einzelfälle, in denen beinahe eine ganze Herde den Wölfen zum Opfer fiel, aber auch dieses Phänomen spielt sich im Bereich von weit unter 0% ab. Also erst recht ein Grund für die großzügige Lockerung bestehender Gesetze und deren Bürokratie!
Quelle: https://baer-wolf-luchs.at/
Selbst die höhere Zahl an Rissen im Jahr 2023 würde an der oben beschriebenen Rechnung nicht wirklich etwas ändern.
Aber welche Lösungen, außer allen voran der Novellierung einschlägiger Gesetze und deren bürokratischem Rattenschwanz und entsprechenden Entschädigungszahlungen zugunsten von Bauern und Wolf gleichermaßen gäbe es denn noch? Ändert man Gesetze und Bürokratie entsprechend, so könnte jeder Bezirksjägermeister einen Wolfsriss bestätigen, denn das können Jäger, da sie es gelernt haben. Ein weiteres Problem müsste auch noch aus der Welt geschafft werden: Die völlig unsachliche, aber polarisierende Thematisierung durch handelnde Politiker. Aber auch das Tierschutzgesetz bräuchte eine Veränderung, denn dieses macht aktuell die Haltung von Herdenhunden, einem seid Jahrhunderten äußerst erfolgreichen Prinzip zum effektiven Schutz der Herden, extrem kompliziert. Andere Länder, wie die Schweiz, Frankreich und auch Italien, machen es längst vor, wie es geht und bewiesen schon mehrfach, dass es auch bestens funktioniert. Hierzulande werden lieber wieder Extrawurstlösungen angestrebt, wie etwa ein spezieller Elektrozaun auf der Koralm; Dieser wurde eigens erst entwickelt und man darf gerne vermuten, dass diese Kosten weitaus mehr betragen, als eine ordentliche Entschädigung der Bauern. Man hatte hier in Österreich leider schon immer den Hang dazu, das Rad noch einmal neu zu erfinden, anstatt einfach höchst erfolgreiche Lösungen aus anderen Ländern zu übernehmen… Eine weitere sehr wichtige Maßnahme wäre die Aufklärung der breiten Masse. Eine Aufklärung, die schon seit Jahren verzweifelt versucht wird, aber die Aufnahmebereitschaft in der Bevölkerung ist da noch viel zu wenig vorhanden! So ist der Wolf dem Menschen so gut wie gar nicht gefährlich, auch wenn das noch immer sehr unwissend einseitig und vor allem polarisierend versucht wird, Glauben zu machen. Ein Problem, welches auch der Bär übrigens mit dem Wolf teilt. Ein weiteres Problem ist, dass durch die massive Bejagung der natürlichen Beutetiere, wie Rot-, Dam- und Gamswild, dem Wolf seine eigentliche Nahrungsquelle weitgehend genommen wird. Auch hier wäre es längst gefragt, die Jagd gerade in unseren Breiten entsprechend zu reduzieren und die Regulierung des ökologischen Gleichgewichts wieder denen zu überlassen, die von Natur aus dafür beaufgabt sind; Wolf, Bär und Luchs. Denn die Jagt in Mitteleuropa dient schon lange nicht mehr der Selbstversorgung, sondern viel eher noch immer den Trophäen und der Tradition. Man muss die Jagd deshalb keineswegs verbieten, aber man müsste sie auf das unumgänglich Notwendigste beschränken und da wollen viele einfach nicht mitmachen. Zu viele. So ist es eigentlich kein Wunder, dass der Wolf teilweise auf andere Bestände außerhalb der des Wildes zurückgreifen muss, vor allem, wenn sich ihm ein All-You-Can-Eat Buffet in Form von Weidetieren regelrecht aufdrängt. Der Wolf ist eben auch schlau und bedient sich so der Nahrung, die für ihn am leichtesten zu erjagen ist. Wären nun verbreitet Herdenhunde auf den Almen, so wäre dem Wolf das Risiko nachweislich zu groß und er würde sich dann lieber seiner traditionellen Nahrung widmen. Natürlich wird keine der Maßnahmen einen Wolfsriss gänzlich verhindern können, aber die Wahrscheinlichkeit dafür würde doch sehr verringert werden!
Man darf bei alle dem auch nicht vergessen, dass nicht nur der Wolf durch unüberlegte und unsachliche Maßnahmen, wie Abschuss, bedroht ist, sondern, wie die obige Statistik auch zeigt, auch Bär, Luchs und Goldschakal davon bedroht sind. Aber auch mit diesen Tieren hat man sich in anderen Ländern, wie etwa in Frankreich, längst schon arrangiert, indem einerseits erfolgreich Bewusstseinsbildung bei den betroffenen Bauern geübt wurde, aber auch entsprechende Maßnahmen gesetzt wurden, die für beide Seiten, also für Raubtiere und Bauern, eine friedliche Lösung darstellen, wie eben u.a. durch den erfolgreichen Einsatz von Herdenhunden.
Diesen Artikel sehe ich als Denkanstoß und vor allem dazu, sich einmal die Mühe zu machen, sich das alles einmal anderes, von einer anderen Perspektive aus anzuschauen, als uns durch Medien und Politik so gerne suggeriert wird. Auch sollten wir nicht vergessen, dass es sehr viele Länder gibt, die ohne nennenswerte Probleme mit Wölfen und anderen Raubtieren leben, weil sie einfach erst gar kein Problem daraus machen und die Population der Raubtiere ist in diesen Ländern um ein vielfaches höher, als bei uns. Auch gibt es einige bemerkenswerte Studien zur Wichtigkeit der Wölfe im Ökosystem, wie beispielsweise die Yellowstone-Studie. Lösungen gibt es, die dem Wohle aller Beteiligten, also Mensch, Weidetier und Wolf, dienen würden. Aber man muss diese Lösungen auch wollen und zulassen und gerade hier in Österreich mangelt es noch ganz gewaltig am Wollen!
Ich selber war bereits in Ländern, wie etwa den USA, in welchen die großen Raubtiere nachts durchaus durch die Ortschaften streifen und im Nordosten Kanadas gibt es sogar Kleinstädte, in denen es üblich ist, Häuser und Autos nicht zu versperren, um den Menschen eine Fluchtmöglichkeit und Schutz zu bieten, falls ein Eisbär im Ort auftaucht. Kein Mensch käme dort auf die Idee, diese Tiere abzuschießen, nur weil sie in die Nähe von Menschen kommen und das sogar regelmäßig! Die Menschen leben dort einfach damit und akzeptieren, dass sie ins Revier der Raubtiere eingedrungen sind und nicht umgekehrt. Sie zollen diesen Tieren einfach Respekt und vertreten einheitlich die Meinung „Leben und leben lassen“. In diesen Ländern hat kaum jemand Angst vor Bären, Wölfen, Pumas und Coyoten und es sind recht einfache Spielregeln in der Bevölkerung verfestigt, an die sich einfach jeder hält; So habe ich selber Campgrounds in Nationalparks vorgefunden, in welchen in regelmäßigen Abständen massive Schränke mit Schloss aufgestellt waren, um seine Lebensmittel abseits vom Lager dort einzusperren, damit man nicht plötzlich einen Bären im Zelt hat. Stand kein „Bear Safe“ zur Verfügung, so hängte man die Lebensmittel am Seil hoch in einem Baum auf. Das ist in diesen Ländern so dermaßen normal, dass da kein Mensch drüber nachdenkt und polarisierende Diskussionen gibt es dort auch nicht. Dass es in diesen Ländern sehr wohl auch zu Abschüssen diverser Raubtiere kommt, liegt aber hauptsächlich daran, dass die Populationen dort so groß sind, dass diese (reglementierten!) Abschüsse nicht ins Gewicht fallen. Und zum Ende noch einmal ein kleiner Ausflug in die Statistik: Was auch kaum jemand weiß ist, dass weltweit jährlich mehr Menschen durch Elch Angriffe sterben, als wie durch Angriffe von Bären und anderen Raubtieren. Elche sind nämlich recht aggressiv und trotz ihrer Körpergröße und Masse unglaublich schnell. Nur redet da keiner darüber…