Das liebe Vieh…

Es ist wirklich sehr traurig, dass es wieder ein Opfer einer Kuhattacke gab und das tut mir für die Angehörigen unglaublich leid!

Aber der tragische Tod einer 53 Jährigen auf einer Salzburger Alm dieser Tage löste mal wieder, besonders in den Sozialen Medien, einen regelrechten Shitstorm auf das Weidevieh, bzw. deren Bauern aus. Einen höchst unqualifizierten und destruktiven Shitstorm fern ab jeglicher Realität! Da waren Kommentare zu lesen wie „Die Bauern lassen die Kühe absichtlich am Wegesrand grasen, damit die Wanderer fern bleiben!“ oder „Man muss sich endlich entscheiden, ob Almen bewirtschaftet werden, oder zum Wandern da sind!“. Manche verglichen die Kuhattacken auf Menschen sogar mit den Attacken auf Schafe durch Bären und Wölfe. Ich finde das nur noch erschreckend, skurril und abartig und ich sehe es als einen weiteren Beweis dafür, wie viele Menschen sich von der Natur und ihrem eigenen Ich schon entfernt haben! Dass im aktuellen Fall offenbar einmal mehr Hunde der Auslöser für die Attacke waren, will man wieder nicht wahr haben und da waren auch Meldungen zu lesen „Das waren eh nur so kleine Hunde! Nein! Die waren nicht schuld! Die Kühe sind nur so aggressiv!!!“…

Weit gefehlt, denn eine Kuh mag einfach keine Hunde, egal wie groß oder klein und eine Mutterkuh verteidigt einfach nur ihre Kälber! So einfach ist es! Versetzen wir uns doch einmal in folgende Lage: Der Staubwedel unseres Nachbarn rennt plötzlich kläffend und Zähne fletschend auf uns und unser vierjähriges Kind zu. Der Köter bringt vollgefressen vielleicht gerade mal 8 Kilo auf die Waage. Haben wir da keine Angst um unser Kind, oder womöglich uns selbst? Oh doch! Und wir werden alles daran setzen, dieses Vieh von unserem Nachwuchs fern zu halten! Und ja; Kühe sind durchaus aggressiv, wenn sie sich bedroht fühlen und Kühe und Kälber sind KEINE Kuscheltiere! Deshalb findet man sie auch in keinem Streichelzoo!

Damit wäre die Diskussion eigentlich beendet, denn aus der Argumentation kommt keiner mehr raus. Uns Menschen trifft es da eigentlich auch noch besser, denn wir können (meistens) lesen und auf jeder Alm hängen haufenweise Schilder rum, auf denen klar und deutlich zu lesen ist, wie sich der geschätzte Wanderer bitte zu verhalten hat. Aber sinnerfassendes Lesen gehört auch nicht mehr zu den verbreiteten Gaben unserer Gesellschaft und vom Hausverstand reden wir schon lange nicht mehr. Aber was fasel ich denn da eigentlich!? Natürlich sind nur die Kühe schuld und auch die Bauern, die keine Wanderer dulden! Und wahrscheinlich haben sie die Kühe auch noch genau dahingehend abgerichtet! Aber könnte man nicht für die Kühe Schilder aufstellen, wie etwa „Grasen verboten!“ oder „Achtung Wanderer!“? Oder sollten wir diese Problemkühe doch gleich zum Abschuss frei geben?

Genug Sarkasmus…! Es ist wirklich traurig, dass jedes Jahr aufs Neue Menschen ihren Leichtsinn mit dem Leben bezahlen müssen! Aber wir haben nun einmal seit Jahrhunderten Almen samt Weidevieh und wir müssen einfach einsehen, dass wir uns da an gewisse Spielregeln zu halten haben! Auch ich habe in all den Jahren des Wanderns und Bergsteigens (ohne Hund!) schon so manch unliebsame Begegnung mit Kühen gehabt und erst kürzlich war ich froh, dass ich rasch den Zaun zwischen mich und einem pubertierenden Jungstier bringen konnte, der gerade heftig mit „seinen“ Mädels auf der Weide flirtete und in mir offenbar einen Konkurrenten sah. Auch Mutterkühe mit Kälbern sind mir schon oft begegnet und da machte ich immer sofort einen großen Bogen um sie, damit sie in mir keine Bedrohung sahen. Im Allgemeinen sind ja Kühe auch an den Menschen gewöhnt und so sind wir, so lange wir keinen Hund dabei haben, auch keine Gefahr für sie. Und wenn wir dann auch noch mit ihnen reden, oder ihnen zurufen, so wissen sie im Grunde bescheid, da sie nämlich sehr schlecht sehen. Ein Hund ist und bleibt aber eine Bedrohung für sie, da sie nicht zwischen ihm und einem Wolf unterscheiden können und gerade Kälber fallen auch in das Beuteschema eines Wolfs, weshalb die Mütter sie bis aufs Blut verteidigen werden. So ist es eben doch sinnvoll, die Regeln auf einer Alm (z.B. den Hund bei sich nähernden Kühen sofort von der Leine zu lassen) zu befolgen, oder noch besser, den Hund einfach nicht mitzunehmen!