Das Camper-Projekt

Irgendwie scheint es ja gerade ein richtiger Hype zu sein, sich ein Auto zum Camper, ja vielleicht sogar zum Offroad-Camper umbauen zu wollen. Grenzenlose Freiheit, Reisen, Unabhängigkeit, Spontanität und natürlich ein gewisses Adventurefeeling sind da für viele die Hauptargumente. Zunächst stimmt das ja auch und das waren ja auch unsere eigenen Gedanken. Unsere Idee basierte aber nie auf irgend einem Trent, sondern kam uns von ganz alleine; Ich hatte mal jemanden kennen gelernt, der sich einen Jeep entsprechend umgebaut hatte und fand das toll. Ich spann aber diese Idee nie wirklich weiter und so verstrich wieder eine Zeit. Als wir aber letztes Jahr aufgrund von Überschwemmungen und Sturm unseren geplanten Campingurlaub in Kroatien bereits auf der Anreise abbrechen mussten, flammte die Idee mit einem Camper wieder auf. Der recht simple Grund: Mit einem Camper hätten wir es trotzdem probieren können, aber nur mit einem Zelt bei Sturm und Unwetter war das Risiko einfach zu groß, dass uns alles absaufen und dann noch unnötige Kosten in Form eines schnell gesuchten und hoffentlich auch gefundenen Hotels entstehen würden. Nun begannen wir, die Idee weiter zu spinnen und uns zu fragen, wie und was denn für uns in Frage käme. Schnell kamen wir von den „Klassikern“, wie VW-Bus, Transit oder Sprinter wieder weg und das nicht nur aus preislichen Gründen. Wir wollten nämlich ein alltagstaugliches Auto und nur das, ohne noch ein zweites Auto zu haben. Es sollte ein Auto sein, welches mit wenig Aufwand vom Alltagsauto zum Reisemobil umgewandelt werden kann und mit dem man auch noch einen Parkplatz findet und damit fing der Spaß so richtig an, denn es brauchte einiges an Tüftelei, bis wir im wahrsten Sinne erst einmal einen Plan hatten. Und nein, das war jetzt nicht sarkastisch gemeint, sondern es machte und macht wirklich großen Spaß!

Zunächst machten wir mal eine Liste von dem, was wir gerne auf Reisen mit dabei haben wollten. Gut, eine komplette Campingausrüstung hatten wir zwar schon, aber für ein solches Projekt gibt es doch noch ein paar andere Dinge, nach denen man sich umschauen sollte und schnell war uns klar geworden, dass alles sehr, sehr gut durchdacht und geplant werden muss, noch bevor wir uns ein entsprechendes Auto kaufen würden. Und das war die eigentliche Herausforderung; Welches Auto würde vom Preisleistungsverhältnis am besten passen? Zudem sollte es unsere Reiseziele bewältigen können, wie etwa die schottischen Highlands, aber auch die skandinavische Wildnis. Im Klartext heißt das Allrad. Natürlich denkt man da als allererstes an einen „alten“ Defender, aber der wurde sofort ausgeschlossen: Zu teuer in der Anschaffung, zu groß und zu trinkfreudig. Dann einen Landcruiser? Das gute alte Buschtaxi? Der war auch viel zu teuer! Wir gingen noch ein paar Fahrzeuge durch und letztlich blieben wir beim Land Rover Freelander 2 hängen; Dieser war gebraucht um vernünftiges Geld zu bekommen, er ist robust und zuverlässig, von den Innenmaßen her knapp, aber dennoch machbar für unsere Pläne und er ist kein Schluckspecht im Vergleich zu allen anderen. Und jetzt der Clou: Innen sollte der Wagen nämlich so ausgebaut werden, dass dort über einem ausgeklügelten Schubladensystem eine Notschlafstelle ist, aber auf’s Dach kommt ein Dachzelt als regelrechtes Schlafzimmer. Im Innern des Autos würde man also nur übernachten, wenn Wind und Wetter so dermaßen schlimm sind, dass man nicht einmal das Dachzelt aufklappen kann und das würde sehr wahrscheinlich nie der Fall sein. Das modulare System innen ist so konzipiert, dass es mit wenigen Handgriffen entweder erweiterbar, oder auch komplett herausnehmbar ist. Ist man nicht gerade auf Reisen, so bleibt nur ein Teil des Systems mit Kühlschrank und Herd drinnen, damit die Rückbank normal genutzt werden kann. Das Dachzelt bleibt eh dauernd drauf (außer im Winter) und so bietet uns das alles die Möglichkeit, auch bei einem Wochenendausflug spontan einmal irgendwo übernachten zu können. Natürlich sind auch einige Gegenstände, wie Campingtisch und Campingstühle permanent an Bord, sowie unsere Hängematten. Geht es dann auf eine Reise, so wird die Rückbank nur umgeklappt und dadurch der Stauraum erheblich erweitert. Im Winter ist das Auto dann einfach nur Auto…

Hier werden wir nun immer wieder unsere Fortschritte und Erfahrungen mit dem Camper-Projekt vorstellen und auf dem Instagram Account werden Fotos bereitgestellt werden. Auch auf YouTube wird es immer wieder kleiner Beiträge vom Umbau und vor allem von unseren Reisen geben.

Aber warum das eigentlich alles? Tut es denn kein „normaler“ Urlaub? Natürlich könnten wir uns einen herkömmlichen Urlaub leisten, wenngleich das inzwischen recht teuer geworden ist und wir werden auch sicher ab und zu einen „normalen“ Urlaub machen. Aber im Grunde wollen wir eben völlig unabhängig sein und Urlaube, so wie wir sie uns vorstellen, wären dann ohnehin wieder mit einem Mietauto verbunden. Warum dann nicht gleich mit der eigenen Karre fahren? Natürlich gibt es Destinationen, bei denen das mit dem eigenen Auto nicht mehr so einfach ist und wenn wir mal nach Nordamerika wollen, und das wollen wir, so ist das in der Tat einfacher und günstiger, sich dann dort ein entsprechendes Fahrzeug zu mieten. Aber alles, was in Europa liegt, ist eigentlich problemlos mit dem Camper zu machen. Man braucht dafür eigentlich nur die entsprechende Zeit und auch das lässt sich recht gut organisieren. Wir würden ja auch nicht zwei, oder drei mal pro Jahr fahren, sondern einmal und dafür länger, also so drei bis vier Wochen. In dieser Zeit lassen sich recht gemütlich Schottland, Wales, Irland, Skandinavien (je nach dem wo), aber auch die Mittelmeerländer bereisen und mit einem Offroad-Camper bieten sich halt auch unglaublich tolle Möglichkeiten; So kommt man beispielsweise in Schottland damit an wunderbare und einsame Stellplätze, die mit größeren Autos, wie Wohnmobilen und ohne 4×4 schlicht nicht zu erreichen sind und man wird hier belohnt mit absoluter Ruhe in einer einzigartigen Landschaft. Und sollte man auf solchen Stellplätzen anderen Menschen begegnen, so handelt es sich zu 99,9% um Gleichgesinnte. Aber es sind durchaus auch die Reisekosten, die sich mit einem solchen Fahrzeug schnell nach unten reduzieren. Denn selbst wenn lange Anfahrten, wie etwa in den Norden, vergleichsweise nur etwas weniger Spritkosten verursachen, als wie die Preise eines Fluges, so spart man dann im Zielland Hotelkosten, die Kosten für einen Mietwagen etc., auch wenn reguläre Campingplätze natürlich auch ihren Obolus verlangen. Dieser ist aber noch immer überdeutlich weniger, als ein Hotelzimmer und wenn man sich dann noch, so wie wir, bis zu einem gewissen Grad selbst versorgt, so lässt sich leicht erahnen, dass man längerfristig sehr weit unter den Kosten eines „normalen“ Urlaubs ankommt, selbst wenn man dabei noch die Anschaffung von einem Auto, den Ausbau, Dachzelt und andere Investitionen berücksichtigt. Aber das Auto hätten wir ja sowieso und das hat seine laufenden Kosten, egal ob es steht oder fährt und da unser altes Auto noch verkauft wird, relativieren sich da auch nochmal die Anschaffungskosten unseres neuen gebrauchten Wagens. Bis jetzt kann ich nur sagen, dass unser Camper-Projekt unterm Strich nicht einmal 10.000 Euro ausmachen wird und in diese Berechnung fällt wirklich ausnahmslos alles rein. Wenn man dem gegenüberstellt, dass ein „normaler“ 14tägiger Urlaub mit Flug, Unterkunft, Essen und Mietwagen inzwischen mit sicher günstigstenfalls 2000 Euro (eher spürbar mehr!) pro Person zu Buche schlägt, so wird ersichtlich, dass ein Camper-Projekt, so wie wir es gerade verwirklichen, sehr bald die Kosten „normaler“ Urlaube deutlich unterschreitet.

Aber wie schon gesagt, ist es auch die Spontanität, die uns dieses Gefährt bietet und wir hätten in den letzten Jahren so oft die Gelegenheit gehabt, eben einfach da zu bleiben, wo wir gerade einen Tagesausflug am Wochenende machten. Sei es auf einem privaten Stellplatz, oder einem wunderschönen Campingplatz; Dachzelt ausgeklappt, Tisch und Stühle aufgestellt, Pasta gekocht und einfach die laue Sommernacht unter freiem Himmel genossen!