Bio, Demeter, Fairtrade… Was ist das eigentlich?

Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Menschen hier bei uns in Mitteleuropa eigentlich gar nicht bescheid wissen, was es denn eigentlich mit Bio, Demeter und anderen Gütesiegeln auf sich hat und noch mehr überrascht bin ich, dass beinahe eben so viele Menschen, dass, nur weil irgendwo Bio drauf steht, das eben einfach nur drauf steht, damit es besser und teurer vermarktet werden kann. Dabei ist es, zumindest innerhalb der EU, eigentlich recht einfach: In der EU darf Bio nur dann auf ein Produkt geschrieben und in den Handel gebracht werden, wenn es die relativ harten Kriterien der entsprechenden EU-Richtlinien erfüllt. Das gilt übrigens genau so für Wahren, also auch Lebensmittel, die außerhalb der EU hergestellt wurden, denn die müssen die gleichen Standards erfüllen um hier als Bioprodukt in den Handel kommen zu dürfen. Ich bin mitnichten ein großer Fan der EU, aber in diesem Punkt hat die EU mal was wirklich richtig und gut gemacht! Im Folgenden einmal die Erklärung der einzelnen Logos:

Dies sind die beiden offiziellen EU-Gütesiegel Logos, die innerhalb der EU auf jedem als BIO deklarierten Produkt zwingend stehen müssen, wobei uns im Besonderen das rechte Logo zu interessieren hat, da dies das Logo ist, welches auf jedem Bio-Lebensmittelprodukt, aber durchaus auch auf Kosmetika usw. verpflichtend aufgedruckt sein muss. Ist es das nicht und es steht dennoch BIO auf dem Produkt, so erfüllt es nicht die Kriterien der EU-Richtlinien! Der Text unter dem Logo ist auch recht leicht zu verstehen: AT.BIO steht für Austria, also Österreich und garantiert somit, dass das Produkt gänzlich in Österreich produziert wurde. Steht beispielsweise IT-BIO, oder US-BIO drauf, so handelt es sich um ein Produkt aus Italien (IT), oder den USA (US). Steht z.B. AT-IT-US-BIO drauf, so ist es ein Produkt, dessen Inhalte aus mehreren Ländern kommen können und es wird unterhalb mit dem Zusatz „EU/Nicht-EU-Landwirtschaft“ versehen. Das kann bei gewissen Kosmetika der Fall sein, deren Inhaltsstoffe quasi zwingend unterschiedlicher Herkunft sein können. Steht aber z.B. „E-GR-IT-BIO“ und darunter „EU-Landwirtschft“, so kann es sich hierbei u.a. um ein Olivenöl handeln und die Oliven dafür stammen aus Spanien (E), Griechenland (GR), sowie Italien (IT). Darunter steht dann „EU-Landwirtschaft).Auf den ersten Blick mag das kompliziert erscheinen, ist es aber gar nicht mal und nach dieser Erklärung hat man es eigentlich schon drauf. Man muss nur eventuell die Länderkürzel nachschlagen. Dieses Gütesiegel muss also auf jedem mit BIO deklarierten Produkt drauf stehen, egal, welche anderen „Gütesiegel“ da noch sein mögen, die etwas mit Bio suggerieren sollen.

Findet man z.B. einen solchen Aufdruck vor, so ist es kein Bio-Produkt nach EU-Richtlinie, denn es fehlt das oben Genannte EU-Bio-Gütesiegel!

Dieser Aufdruck hingegen wäre absolut korrekt!

Selbst Demeter-Produkte, die im Grunde ja automatisch Bio sind, müssen neben dem Demeter-Logo verpflichtend das EU-Bios-Gütesiegel dabei haben.

Und was ist eigentlich mit „Fairtrade“? Ist das Bio? Nein, muss es nicht sein, denn Fairtrade bedeutet zunächst einmal nur, dass es sich um ein Produkt handelt, welches nach den Richtlinien der internationalen Fairtrade-Initiative den Erzeugern ehrliche, also faire Entlohnung garantiert. Allerdings sind sehr viele Fairtrade-Produkte auch Bio, aber müssen dann, wenn sie als „Bio-Fairtrade“ deklariert sind, ebenso das EU-Bio-Gütesiegel haben.

Das ist das offizielle Logo von Fairtrade International. Wird diesem noch das Bio-Gütesiegel der EU beigefügt, so handelt es sich um ein offizielles Bio-Fairtrade-Produkt.

Und was ist jetzt eigentlich der Unterschied zwischen BIO und DEMETER? Ist das nicht das Gleiche? Nicht ganz, denn BIO bedeutet zunächst einmal, dass es sich um eine umweltschonende Produktion, weitgehend ohne Verwendung von Chemikalien, sowie eine artgerechte Tierhaltung handelt. Natürlich findet biologische Wirtschaft auch vollkommen ohne Gentechnik statt. DEMETER hingegen ist eine gewaltige Steigerung von BIO, die sich u.a. strickt nach Biodiversität, Artenvielfalt, Fruchtfolge und Daseinskreislauf richtet, Futtermittel eigentlich zu Gänze selbst produziert werden müssen und gänzlich auf synthetische Mittel und Chemikalien verzichtet wird. So werden zur Schädlingsbekämpfung etwa Naturpräparate gespritzt, oder entsprechende „Beigewächse“ gesäht oder gepflanzt und gedüngt wird ebenfalls mit eigens hergestellten Präparaten und anderen natürlich Düngern, wie etwa Gründüngung. So ist ein Demeterhof de facto auf eine eigene Artenvielfalt in jeglicher Hinsicht angewiesen, also auch Viehwirtschaft bis hin zur Schlachtung, da alles wirklich benötigt und auch verarbeitet wird, ja eigentlich ohne das alles gar nicht existieren kann. So mag die Demeter Landwirtschaft zunächst als sehr schwierig und kompliziert, ja sogar ertragsarm wirken, das Gegenteil ist allerdings der Fall. Es braucht nur einige Jahre (von Null weg gerechnet), bis diese Form der Landwirtschaft nachhaltig Wirkung zeigt. Schafft man das aber und zeigt als Bauer das richtige Durchhaltevermögen, so wird es einem belohnt werden, da man langfristig viel weniger Schäden durch Schädlinge, oder auch Naturereignisse zu fürchten hat, als ein konventioneller Betrieb. So sind z.B. Monokulturen ein absolutes No Go bei Demeter und das wirkt sich, auch unter penibler Beachtung der Fruchtfolge, langfristig so gut auf die Böden aus, dass diese kaum Emissionen aufweisen. Das geht so weit, dass Demeter Landwirtschaft sogar noch in Gegenden funktioniert, wo alle anderen keinerlei Chance mehr haben, wie etwa die große Demeter-Farm „Sekem“ am Rande der ägyptischen Sahara (!!!) seit Jahrzehnten bestens beweist. Zum Glück ist die Demeter Landwirtschaft längst keine Unbekannte mehr und erfreut sich immer mehr Stammkunden und sogar in vielen Supermarktregalen sind Demeterprodukte längst zu erschwinglichen Preisen erhältlich. Ob jetzt Demeter der Weisheit letzter Schluss ist, möge jeder für sich selbst beurteilen. Aber aus meiner Sicht gibt es aktuell keine effizientere und bessere Alternative, besonders was die Nachhaltigkeit betrifft.