Autoreisezug adieu!

Dauernd bekommt man als Bürger zu hören, man solle doch auf den Öffentlichen Nahverkehr umsteigen, damit man seinen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels leistet und großkotzig wird seitens der Politik ein fadenscheiniges Projekt nach dem anderen beworben, welches man in der Privatwirtschaft schlicht als „Greenwashing“ bezeichnen würde und wer nicht gerade in unmittelbarer Nähe einer seltenen gut bedienten Verbindung lebt, der kann sich all seine Absichten für eine „Grüne Mobilität“ sparen, denn in der Praxis funktionieren die „Pläne“ der ach so rührigen Regierungen nicht! So ist ein Klimaticket zwar im Grunde etwas tolles, aber es bringt mir rein gar nichts, wenn die nötige Infrastruktur nicht existent ist! Wenn ich z.B. für die Strecke Graz – Bad Gams, die gerade einmal 37 Kilometer beträgt, mit den Öffis über zwei Stunden brauche und hingegen mit dem Auto nur eine Halbe und die Liste an Destinationen samt Zeitaufwand ewig ist, so führen sich all die politischen Aussagen und Taten von selbst ad absurdum. Ganz zu schweigen von den Preisen, die ich bezahlen muss, wenn ich keine Jahreskarte, Klimaticket oder sonst was besitze und gerne ungebunden und spontan reisen will. Diese Liste an Kritikpunkten ließe sich noch ewig fortsetzen…

Nun hat sich gerade die ÖBB mal wieder einen Nonsens geleistet und so wurden zur großen Verwunderung und natürlich auch zum großen Ärger sehr vieler Menschen die äußerst beliebten Autoreisezug-Verbindungen, u.a. die von Wien oder Villach nach Hamburg, mit Ende letzten Jahres ersatzlos eingestellt! Wir selber sind davon betroffen, da wir einerseits mit unserem Camper bald nach Skandinavien aufbrechen wollen und andererseits wollte ich mit meinem Bruder per Motorrad ans Nordkap fahren. Nicht nur Umweltgedanken, wie etwa Sprit sparen waren da bei uns mit im Spiel, sondern auch die Zeit und letztlich die Schonung des Geldbeutels. Vor allem die Zeit, denn weder mit Camper, noch mit dem Motorrad haben wir das unbändige Bedürfnis, rund 1200 Kilometer Autobahn quer durch Österreich und Deutschland abzureißen und das ganze im günstigsten Fall in 15 Stunden. Weder mit dem Auto und schon gar nicht mit dem Motorrad! Der Autoreisezug war und wäre also eine wirkliche Zeitersparnis, war umweltfreundlich und man konnte halbwegs ausgeschlafen in Hamburg mit der eigentlichen Reise beginnen, wenngleich es per Autobahn über Dänemark nach Malmö in Schweden noch einmal gute 6-7 Stunden Fahrzeit sind. Die Einstellung der Autoreisezüge ist somit allgemein wirklich ärgerlich und nicht nachvollziehbar und besonders für Leute, die mit ihren Urlaubstagen haushalten müssen, fällt eine Skandinavienreise somit eigentlich ins Wasser, da man für Hin- und Rückfahrt zum und vom eigentlichen Startpunkt nun mindestens 4 bis 6 Tage insgesamt einplanen muss. Mit dem Autoreisezug könnte man das aber deutlich verkürzen! Zwar gibt es einen „Ersatz“, nämlich von München nach Hamburg, aber erstmal muss man da mal nach München fahren und dann ist der mit beinahe 800 Euro hin und zurück so dermaßen überteuert, dass man da dann lieber die 1200 Kilometer Autobahn bis Hamburg in Kauf nimmt! Außer, man fährt nach Innsbruck, denn von dort gibt es noch die Verbindung nach Hamburg. Aber wenn ich im Osten Österreichs lebe, so kann ich mir Innsbruck eigentlich auch sparen, denn die Anreise dorthin wäre schon fast die halbe Strecke nach Hamburg!

Diese Autoreisezüge waren wirklich mehr als beliebt und so wandte sich das bekannte österr. Biker-Medium „1000PS“ schriftlich an die ÖBB und bat um Stellungnahme; Die Antwort fiel mehr als nur fadenscheinig aus und der Pressesprecher der ÖBB outete sich als Dilettant im sinnerfassenden Lesen, denn er verwies nur auf die eh bekannte Einstellung der Autoreisezüge und weiter auf die Möglichkeit, mit dem Schlafwagen reisen zu können. Kleines Manko dabei: In einen Schlafwagen passt weder ein Auto, noch ein Motorrad! Weitere Anfragen von 1000PS blieben unbeantwortet…

Später war dann in einem Interview zu hören, dass die Autoreisezüge für die ÖBB nicht wirtschaftlich genug wären. Wie bitte? Der Zug fährt doch sowieso!? Und tatsächlich machten die Auto- und Motorradreisenden per Bahn nur einen Teil derjenigen aus, die sowieso mit dem Zug fuhren! Es war also zunächst einmal nur die Unwilligkeit der ÖBB, an den Zug hinten einfach noch ein paar Autowaggons dranzuhängen! Mittlerweile ist es aber auch vielen klar geworden, dass es da inzwischen offenbar ein technisches Problem gibt, denn die ÖBB haben inzwischen all ihre Fernreisezüge auf „Railjet“, bzw. „Nightjet“, also komplette Zuggarnituren a la ICE umgestellt, an welche man wohl nicht so ohne weiteres hinten noch Waggons dranhängen kann. Das dürfte wohl der Hauptgrund für die Einstellung der Autoreisezüge sein, da die ÖBB bereits seit Jahren massiv auf diese neuen Garnituren umrüsten, bei denen es schon oft verschiedenste technische Probleme gegeben hat. Wer bei der ÖBB also in der Chefetage sitzt, fährt definitiv nie mit dem Zug und ist zur Fraktion der überbezahlten Fachidioten zu zählen! Zudem darf man nicht vergessen, dass gerade die Destination Wien/Villach-Hamburg nicht nur in eine Richtung funktionierte, sondern dass auch sehr viele Menschen aus dem norddeutschen und südskandinavischen Raum dieses Angebot gut und gerne nützten, da sich bei ihnen ebenfalls die Anfahrtszeit zu ihren südlichen Urlaubszielen deutlich rationeller gestaltete und vor allem recht angenehm war!

Nun haben wir also den Salat! Denn während die Idioten in den Chefetagen der ÖBB weiter ihr Unwesen treiben, nimmt der Autoreiseverkehr in beide Richtungen immer mehr Ausmaße an, die einem tatsächlich die Lust aufs Reisen nehmen können! Auch fragt man sich wiederholt, was sich die (nicht) handelnde Politik, aber auch Großkonzerne wie die ÖBB von ihren „Taten“ versprechen!? Schließlich ist der Klimawandel in aller Munde und dauernd wird man dazu aufgefordert, seinen Beitrag zur Eindämmung desselben zu leisten! Ja wie denn??? Die Deutsche Bahn ist da übrigens auch nicht besser, denn auch in unserem Nachbarland wurden und werden immer mehr attraktive Zugverbindungen eingestellt, während man zugleich über den Klimawandel jammert, aber seltsame, überflüssige und nicht nachvollziehbare Euro-Abgasnormen wiederholt novelliert, deutsche Städte mit Fahrverboten für ältere Fahrzeuge belegt und nach amerikanischem Vorbild das Flugzeug selbst für kürzeste Strecken immer mehr zum Verkehrsmittel der Ersten Wahl wird, da ein Flugticket oftmals weit billiger ist, als Zug oder Auto!

Ich kann zwar einerseits nachvollziehen, dass man als Unternehmen wirtschaftlich denken muss, aber wenn es sich, wie bei der ÖBB, um ein massiv staatlich subventioniertes Unternehmen handelt, so kann die reine Wirtschaftlichkeit getrost einmal außen vor bleiben, damit die Nachfrage der Kunden attraktiv bedient werden kann. So würden viele ganz sicher mit einem nicht mehr ganz neuen Waggon Vorlieb nehmen, wenn die Fahrpreise und Verbindungen attraktiv genug sind, anstatt, wie bei der ÖBB offenbar üblich, lieber auf neueste Zuggarnituren a la Rail- und Nightjet setzen, die dann die halbe Zeit nicht fahren, die Klimaanlage im Eimer ist und die Fahrpreise besonders die Spontanreisenden auch noch maßlos abschrecken!

Den Vogel abgeschossen hat ja unlängst die ÖBB bei der Errichtung der Koralmbahn; Zwar verkürzt sich die Fahrzeit durch diese auf eine attraktive Dreiviertel Stunde von Klagenfurt nach Graz, aber man hatte schlicht „vergessen“, dem Flughafen Graz einen Bahnhof zu gönnen, obwohl die Bahnstrecke direkt an diesem vorbei führt! Erst auf massiven Druck hin bequemte sich die ÖBB dann doch noch, einen Bahnhof dorthin zu bauen, damit die Leute direkt zum Flughafen kommen, ohne dass sie erst am HBF umsteigen und mit einem anderen Zug zurückfahren müssen!

Wenn vom Bürger also gefordert wird, dass er seinen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels beitragen soll, so muss ihm dafür auch etwas geboten werden! Etwas, was es ihm in der Entscheidung, Öffentliche Verkehrsmittel zu nützen, sehr leicht macht! Klimatickets und neueste Zuggarnituren alleine reichen da aber nicht aus. Vor allem dann nicht, wenn attraktive Verbindungen einfach ersatzlos gestrichen werden! Die Stadt Wien ist bisher die einzige Stadt, in welcher ich und viele andere ein Beispiel dafür gefunden haben, wie der Öffentliche Verkehr funktionieren kann. So redet man dort nicht lange, sondern macht einfach und investiert vor allem! Die Öffis in Wien finden daher auch immer wieder internationale Beachtung und das gut funktionierende System wurde schon mehrfach kopiert. Auch kennt jeder Wiener die so genannte „Wiener halbe Stunde“; Denn egal von wo nach wo (mit ganz wenigen Ausnahmen), braucht man in Wien von A nach B etwa eine halbe Stunde mit den Öffis. Auch ist die Taktung der Öffis so dicht, dass man keinen Fahrplan braucht; Man geht einfach zur Haltestelle und steigt in die nächste Bim, U-Bahn oder in den Bus und selbst in der Nacht kommt man sehr gut von A nach B, ohne ewig und drei Tage warten zu müssen! Natürlich gibt es auch in Wien kritische Stimmen, aber die sind deutlich in der Minderheit. Aber die Wiener zeigen eben, wie es wirklich funktionieren kann und scheuen dabei keine Investitionen. Vielleicht sollte die ÖBB, aber auch andere Verkehrsbetriebe, von den Wiener Linien geleitet werden, damit mal endlich eine preiswerte und attraktive Alternative zum Auto geschaffen wird! Aber vielleicht ändert sich nach der Nationalratswahl etwas. Die Grünen, die bisher in der Regierung sitzen, haben zumindest nichts Effektives dazu beigetragen, dem Bürger ein umweltfreundliches und nachhaltiges Leben flächendeckend anzubieten, indem sie attraktive Alternativen geschaffen hätten. Ein Trauerspiel, wenn man bedenkt, dass die Grünen eigentlich einmal genau dafür einstanden. Es ist halt erschreckend zu sehen, für welche zahllosen Schwachsinnigkeiten der Regierung sonst Steuergelder verbraten werden; Da wurden in der gerade zu Ende gehenden Legislaturperiode so viele Milliarden alleine für die inzwischen längst fachlich belegt sinnlosen „Corona-Maßnahmen“ verbraten. So viel, dass man dafür rund 40 neue Hochleistungskrankenhäuser samt Personal hätte errichten können und wenn man bedenkt, dass der aktuelle Bundeskanzler monatlich eine viertel Million an Steuergeldern nur für PR-Zwecke verschleudert, wird einem auch schlecht! Das sind alles Gelder, die anderenorts, wie etwa im Gesundheitswesen, im pädagogischen Bereich, aber eben auch für die nachhaltige und attraktive Verbesserung des Öffentlichen Nahverkehrs weit mehr von Nöten wären! Meiner Meinung nach handelt es sich bei all dem politischen Blabla betreffend Umweltschutz und Klimawandel nur um politisches Greenwashing und kaum einem Politiker ist ernsthaft etwas daran gelegen, wirklich etwas für die Umwelt zu tun. Vor allem nichts Nachhaltiges, denn das Pferd wird auch hier fast immer von hinten aufgezäumt…