Ob WhatsApp, Instagram, Facebook, TikTok, X, Teams, Telegram und was weiß ich noch alles; Wir kennen sie alle und irgendwie wird auch alles parallel verwendet. Das geht von der privaten Nutzung, über Schule und Ausbildung bis hin zur Arbeitswelt; Alles und jeder hat seine WhatsApp-Gruppe, oder gleich mehrere, zahllose Apps für gemeinsame Terminkalender, sowohl beruflich als auch privat; ich selbst habe alleine von der Firma, wo ich angestellt bin, drei Apps inkl. WhatsApp-Gruppe und vom Ausbildungsinstitut nochmal Teams und WhatsApp-Gruppe und zusätzlich trudeln von beiden auch noch Emails herein. Regelmäßig gehen da wichtige Informationen „verloren“, da sie in der unglaublichen Menge schlicht untergehen. Man verbringt dann somit täglich einiges an Zeit damit, all diese Apps und Emails zu durchforsten, ob man nicht irgendwas Wichtiges übersehen hat und im Endeffekt führt sich damit diese ganze Digitalisierung von selbst ad absurdum! Da stellt sich doch sicher die berechtigte Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, dass man einfach alles via Email macht und vor allem mal einfach miteinander spricht? Ist das wirklich zeitintensiver, unsicherer und ineffizienter als zahllose Apps zu bedienen? Zudem gibt es ja gerade im Job ohnehin auch noch regelmäßige Teambesprechungen, bei denen eh nochmal alles durchgekaut wird. Es ist also mit der Digitalisierung im Grunde alles doppelt und dreifach oder noch mehr und im Endeffekt wundert man sich dann, warum sich hinten und vorne keiner mehr auskennt. In gewissen wenigen Bereichen mag eine gewisse Digitalisierung ja ihre Daseinsberechtigung haben. Aber wäre es nicht sinnvoller, wenn Termine einfach rechtzeitig ausgemacht werden (im Kollektiv) und dann einfach halten, ohne dass sie einen knappen Tag zuvor schon wieder x-mal abgeändert werden? Mich persönlich stressen all diese Dinge ungemein und teilweise habe ich mein Handy permanent im Nicht-stören-Modus, da mir das ständige Gebimmel wirklich auf die Nerven geht! Auch der Zeitdruck, der mit diesen Apps entsteht, stresst mich. Denn das geht ja auch in meiner Freizeit so weiter, dass ständig wieder irgendeine Nachricht eintrudelt und antwortet man darauf nicht in beinahe Echtzeit, so wird schon nachgefragt, ob ich die Info denn erhalten hätte.
Für mich persönlich gibt es da zwei Menschen, die beweisen, dass ein Leben ohne all diese Apps durchaus möglich ist:
Der Eine ist der schon mehrfach erwähnte Kabarettist Roland Düringer und der andere ist mein Bruder. Mein Bruder ist Lehrer an zwei Schulen und seit rund drei Jahren hat er sich von der Digitalisierung verabschiedet. Zumindest in vielen Bereichen. So hat er sein Smartphone verschenkt und nutzt seither ein Telefon, welches nur noch Anrufe und SMS kann. Seinen Laptop, den er allerdings beruflich braucht, verwendet er im Grunde nur zum Schreiben und für Emails und auf diesem hat er auch Telegram installiert. Alle seine Kollegen und Freunde wissen also, dass er im Grunde nur per Anruf und SMS erreichbar ist und das funktioniert wunderbar. Auch verwendet er keinen digitalen Kalender, sondern einen „Traditionellen“ in Form eines kleinen Taschenkalenders. Er lebt damit glücklich und zufrieden, denn auch ihn stresste das Ganze mit den zahllosen Apps immens und er geht ohne irgendwelche Schwierigkeiten seinem Berufsleben nach.
Wir sehen also, dass ein Leben ohne diesen App-Wahn, oder zumindest mit einer deutlichen Reduktion derselben sehr gut möglich ist und es erfordert nur ein gewisses Umdenken. Die ganze Digitalisierung ist also vergleichbar mit anderen Konsumformen, wie etwa bei den Lebensmitteln, aber auch anderen Gütern, wo wir nur all zu oft dem Irrglauben verfallen, alles haben zu müssen, obwohl der Bedarf im Grunde längst gedeckt ist. Der Digitalkonsum bezieht sich ja auch lange nicht nur auf die oben genannten Apps und Tätigkeiten, denn wir verbringen viele Stunden am Tag mit dem Handy in der Hand oder vor anderen Geräten und das schon nur privat: Da wird am Morgen zum Kaffee gleich einmal Instagram, Facebook und TikTok gecheckt, WhatsApp natürlich auch, denn wir könnten ja in der Nacht etwas verpasst haben, dann gehen wir auf die Wetter App, auf dem Weg in die Arbeit schauen wir uns die neuesten Trends auf YouTube an und auch bei der Arbeit schauen wir doch meist regelmäßig aufs Handy, damit wir auch ja nichts verpassen. Kommen wir dann am Abend heim, so wird über eine App das Abendessen bestellt, dessen Lieferung wir natürlich auch in Echtzeit verfolgen. Während dem Essen nochmal YouTube um dann auf die Couch zu verschwinden um, während der Fernseher läuft, unseren Tag auf Instagram & Co zu aktualisieren – denn schließlich müssen wir die Welt ja an unserem Leben teilhaben lassen – um dann auf Amazon, Etsy oder sonst einer Shopping-App unseren weiteren Konsumgelüsten zu frönen, und/oder den nächsten Wochenendtrip auf wiederum einer eigenen Reise-App zu planen und gleich mit anderen Sozialen Medien zu verknüpfen und wir dürfen nicht vergessen, zwischendurch einen Blick auf die App der WLAN-Kamera vom Kinderzimmer nebenan zu werfen, damit wir uns vergewissern können, dass unser Nachwuchs auch ja schläft!
Das klingt maßlos übertrieben? Tja, weit gefehlt, denn dass ist Alltag bei sehr vielen Menschen und viele wissen das sogar noch zu toppen und konnten wir fast alle vor gerade mal zwanzig Jahren noch eine Straßenkarte lesen, so finden wir heute ohne Google Maps kaum noch vom Klo ins Wohnzimmer zurück. Ich möchte Google Maps heute auch nicht mehr wirklich missen, aber das beschränkt sich bei mir auf’s Autofahren. Bin ich in der Natur unterwegs, so habe ich eine gute alte Wanderkarte und zum Navigieren reicht mir die Natur selber völlig aus, den dass geht viel schneller, als die Kompass-App auf dem Handy zu suchen, von der ich nicht einmal weiß, ob ich so eine überhaupt habe. Dabei ist das Orientieren in freier Wildbahn weder ein Hexenwerk, noch muss ich mich dazu in Trance versetzen, um mit den Ahnen in Verbindung zu treten; Es ist viel leichter, als die meisten glauben. Nur ist uns auch dieses Wissen und das Gespür dafür im Laufe von nur wenigen Jahrzehnten ziemlich abhanden gekommen.
Es macht also durchaus Sinn, sich von dem ganzen digitalen Gedöns nicht abhängig zu machen und den Digitalkonsum durchaus zu reduzieren. Auch müssen wir hier nicht ins Mittelalter zurückkehren, aber vielleicht sollten wir den Digitalkonsum auf das notwendigste beschränken. Weniger ist mehr, wie es auf so ziemlich alle Formen des Konsums zutrifft und mit einer digitalen Abstinenz tragen wir auch wieder einen nicht gerade geringen Beitrag dazu bei, Umweltzerstörung und Klimawandel zumindest ein bisschen etwas entgegenzusetzen!